DAS LEBENSZIEL DES MUSLIMS: ALLAHS WOHLGEFALLEN
Womit Allah zu Wegen des Heils leitet, wer Sein Wohlgefallen
anstrebt, und sie mit Seiner Erlaubnis aus den Finsternissen zum Licht
und auf einen rechten Pfad führt. (Sure 5:16 al-Ma'ida)
Was ist der Unterschied zwischen Muslimen und den anderen Menschen? Von
Nicht-Muslimen können verschiedene Antworten auf diese Frage kommen. Sie
würden sagen, dass der Unterschied in der Kultur oder in der Ethik liegen
würde; dass Muslime eine andere "Weltsicht" haben, dass sie an andere
Werte glauben, und dass sie selber diese Werte nicht akzeptieren würden.
Sie würden hervorheben, dass Muslime sich ideologisch von Ihnen unterscheiden.
Doch meistens können sie den wahren Unterschied zwischen sich selbst
und den Muslimen nicht verstehen. (Da sie diesen Unterschied nicht verstehen,
sind sie auch keine Muslime.)
Vor der Erklärung, des besonderen Merkmals der Muslime, mit dem sie sich
von anderen unterscheiden, sollte ein Punkt erwähnt werden: Mit "Muslim"
ist hier nicht der Mensch gemeint, in dessen Ausweis bei Religionszugehörigkeit
"Muslim" steht. Muslim ist ein Name, den Allah denen gegeben hat, die
sich im Glauben gefestigt haben. Im Quran wird beschrieben, wer Muslim
ist. Der Hauptunterschied zwischen den im Quran beschriebenen Gläu-bigen
und den anderen Menschen ist der, dass die Gläubigen sich der unendlichen
Allmacht Allahs bewusst sind. Sich der Allmacht Allahs bewusst sein ist
nicht allein die Bestätigung, dass es einen Schöpfer gibt. Diese Wahrheit
wird im Quran wie folgt bezeugt:
Sprich: "Wer versorgt euch vom Himmel und von der Erde
her? Oder wer hat Gewalt über Gehör und Gesicht? Und wer bringt das Lebendige
aus dem Toten hervor, und das Tote aus dem Lebendigen? Und wer führt den
Befehl?" Wahrlich, sie werden sagen: "Allah!" So sprich: "Wollt ihr Ihn
dann nicht fürchten?" Dieser Gott, Das ist euer wahrer Herr. Und was anderes
bliebe ohne die Wahrheit als der Irrtum? Wie könnt ihr nur so widersinnig
sein? (Sure 10:31,32 - Yunus)
Der Gefragte in diesem Vers akzeptiert hier die Existenz von Allah und
seinen Titeln, aber trotz allem hat er sich von Allah abgewandt und ist
ohne Furcht vor Allah, wie der Teufel, der ja auch die Existenz von Allah
akzeptiert.
Die Allmacht Allahs zu begreifen, dazu braucht es mehr als nur verbale
Bekenntnisse. Muslime sind sich der Größe und der Existenz Allahs bewusst,
sie fürchten Ihn und richten ihr Leben nach der großen Wahrheit der sie
sich bewusst sind. Die Anderen sind entweder solche die Allah leugnen
oder die Allah nicht fürchten, wie in dem Vers oben beschrieben, obwohl
sie an Ihn glauben und Ihn akzeptieren.
Diese Menschen haben sich ihren Lebensstil aufgebaut, ohne sich ihres
Schöpfers bewusst zu sein, ohne sich zu Fragen, von wem, wie und wieso
ihrem Leben ein Anfang gegeben wurde. Sie versuchen, ein Leben zu leben,
ohne dass sie dort einen Platz für Allah und den Glauben haben. Solch
ein Leben, gestützt auf einem leeren und verfaulten Fundament, verurteilt
zum Zusammenbruch, wird im Quran mit diesem weisen Vergleich erzählt:
Ist nun etwa der besser, der sein Gebäude auf Gottesfurcht
und auf Allahs Huld gegründet hat, oder der, welcher ihn auf den Rand
einer brüchigen Steilwand gegründet hat, worauf er mit ihm in das Feuer
der Hölle abstürzt? Allah leitet nicht die Ungerechten. (Sure 9:109 -
at-Tauba)
Wie in dem Vers mitgeteilt wird, wird das Leben dieser Ungläubigen auf
"dem Rand einer brüchigen Steilwand" errichtet. Ihr einziges Ziel ist
es, im "diesseitigen Leben" Glück und Annehmlichkeit zu erreichen. Die
meisten dieser Menschen machen es sich zum Ziel "reich" zu werden. Für
dieses Ziel versuchen sie alles was in ihrer Macht steht, sowohl geistig
wie körperlich. Manche haben das Ziel berühmt zu werden oder Achtung zu
erlangen. Auch für dieses Ziel werden sie alles tun, Schwierigkeiten überwinden,
bestimmte Opfer bringen. Doch dies alles sind nichts anderes als leere
Ziele, die nach dem Tod nicht mehr existieren werden. Man könnte all dies
sogar schon während dieses Lebens verlieren.
Ein Gläubiger jedoch ist sich Allahs Existenz und Macht bewusst. Er weiß
warum Allah ihn erschaffen hat und was Er von ihm erwartet. Infolgedessen
findet er auch das Geheimnis des Todes heraus: Der Tod ist nicht das Ende
der menschlichen Existenz, sondern eine Vorstufe zum eigentlichen Leben.
Die Ungläubigen meinen, ihr Leben entstehe durch Zufall, genau wie das
Ende des Lebens. Doch Leben und Tod, beides wird von Allah erschaffen.
Der Tod ist kein Unfall oder Zufall, sondern ein von Allah vorherbestimmtes
Ereignis.
Der Gläubige ist sich bewusst, dass Allah über allmächtig ist und dass
der Tod nicht das Ende, sondern ein Schritt hin zum eigentlichen Leben,
zum Jenseits ist. Da er sich dieser Tatsache bewusst ist, gestaltet er
sein Leben nicht auf "dem Rand einer brüchigen Steilwand". Da er weiß,
Wem wirklich das Leben, der Tod und das Leben nach dem Tod gehören, und
von Wem es erschaffen wurde, wendet er sich Ihm zu. Geld, einflussreiche
Positionen, soziale Zu-gehörigkeit und körperliche Schönheit werden von
Allah erschaffen und in diesem erschaffenen System hat all dies keine
Bedeutung. Es sind lediglich von Allah festgelegte Regeln, die nur für
eine kurze Zeit maßgeblich sein werden.
Der Schlüssel des Zugangs zu Allahs Weg ist sein Wohlgefallen zu erlangen.
Allah leitet nur die auf den rechten Pfad, die nach seinem Wohlgefallen
streben:
Womit Allah zu Wegen des Heils leitet, wer Sein Wohlgefallen
anstrebt, und sie mit Seiner Erlaubnis aus den Finsternissen zum Licht
und auf einen rechten Pfad führt. (Sure 5:16 - al-Ma'ida)
Deswegen ist der, der Allahs Wohlgefallen sucht, ein Muslim. Das ist
der wichtigste Unterschied worin sich der Muslim sich von Anderen unterscheidet.
Wo die Muslime die Religion als einen Weg sehen, dem man folgt um das
Wohlgefallen Allahs zu erlangen, ist Religion für die Meisten nur ein
Gesetz, verbunden mit einem gewissen Maß an Glauben, und sie hat keinen
wichtigen Platz in ihrem Leben.
Hier zeigt sich der Unterschied zwischen echten Muslimen und denen, die
imitieren und hinterhältig sind (Heuchler). Während die Muslime das Erlangen
von Allahs Wohlgefallen als gangbaren Weg anerkennen, ist es für die Heuchler
ein Weg zur Vorteilsnahme und zur Befriedigung für ihrer Ansprüche. Deswegen
verrichten Muslime ihr Gebet mit vollem Respekt und Gottesfurcht gegenüber
Allah in "unterwürfiger Haltung" (Sure 23:1-2 - al-Mu'minun), die Heuchler
hingegen täuschen dies nur vor (Sure 107:6 - al-Ma'un). Genauso entrichten
Heuchler die Almosen nicht um Allahs Wohlgefallen zu erlangen, sondern
nur, um von anderen Leuten dabei gesehen zu werden:
O ihr, die ihr glaubt! Entwertet euere Almosen nicht
durch Vorhaltungen und Verletzen von Gefühlen, wie derjenige, der Geld
spendet, um von den Leuten gesehen zu werden, und nicht an Allah und den
Jüngsten Tag glaubt. Sein Gleichnis ist ein Felsen mit Erdreich darüber.
Es trifft ihn ein Platzregen und lässt ihn hart. Sie richten mit ihren
guten Werken nichts aus. Allah leitet nicht das ungläubige Volk. (Sure
2:264 - al-Baqara)
Ernste Anstrengungen für das Wohlgefallen Allahs
Die Menschen unternehmen große Anstrengungen um die Wohltaten des irdischen
Lebens zu erlangen, die sie sich als einziges Ziel gesetzt haben. Um reich
zu werden, einen hohen Status zu gewinnen oder für andere Vorteile würden
sie alles tun. Für "einen winzigen Preis" (Sure 9:9 - at-Tauba) den sie
ohnehin nach kurzer Zeit vollkommen verlieren werden, gehen sie in ein
großes Risiko ein.
Für ein größeres Entgelt als das der Ungläubigen, unternehmen auch Muslime
als Bewerber des Paradieses und für den Wohlgefallen Allahs ernste Anstrengungen.
Diese Besonderheit des Gläubigen wird im Quran wie folgt beschrieben:
Wer das Vergängliche begehrt, dem geben Wir schnell das,
was Wir wollen, dem, dem es Uns beliebt. Dann bestimmen Wir für ihn die
Hölle, in der er brennen soll, geschändet und verstoßen. Wer aber das
Jenseits begehrt und eifrig nach ihm strebt und gläubig ist - denen wird
ihr Eifer gedankt. (Sure 17:18,19 - al-Isra')
Ein Gläubiger arbeitet "Ernst und mit Mühe" für das Wohlgefal-len Allahs
und für das Jenseits. Er hat Allah sein Eigentum und sein Leben gewidmet.
Diese Besonderheit des Gläubigen wird im Quran wie folgt beschrieben:
Siehe, Allah hat von den Gläubigen ihr Leben und ihren
Besitz mit dem Paradies erkauft. Sie kämpfen auf Allahs Weg, töten und
werden getötet. Das ist ein Ihn bindendes Versprechen, gewährleistet in
der Thora, im Evangelium und im Quran. Und wer hält sein Versprechen getreuer
als Allah? Freut euch daher des Tauschhandels, den ihr abgeschlossen habt.
Das ist die große Glückseligkeit! (Sure 9:111 - at-Tauba)
Jemand der sein "Gut und Leben" Allah gewidmet hat, lässt sich von keiner
Schwierigkeit beirren. Nach nichts anderem strebt er als Allahs Wohlgefallen.
Sein Körper und seine Güter gehören ihm nicht. Sein Körper und alles was
er besitzt gehört Allah, und deswegen wird der Gläubige alles so einsetzen,
wie Er es von uns verlangt.
Darüber hinaus wird man geprüft, ob die gezeigte Anstrengung wirklich
ernst gemeint ist oder nicht. Man sollte sich auf Allahs Weg von nichts
zurückhalten lassen. Wenn Heuchler in einer Arbeit auf dem Weg zu Allah
einen "schnellen Gewinn" sehen, so täuschen sie vor, sie täten die Arbeit
für das Wohlgefallen Allahs, obwohl sie diesen "den schnellen Gewinn"
wegen ihrer eigenen Begierden erwerben.
Wäre ein aus der Nähe winkender Gewinn und eine bequeme
Reise in Aussicht gewesen, wahrlich, sie wären dir gefolgt. Aber die Entfernung
war ihnen zu groß. Und doch schwören sie bei Allah: "Hätten wir gekonnt,
wären wir mit euch ausgerückt." Sie schaden sich selber. Und Allah weiß,
dass sie Lügner sind. (Sure 9:42 - at-Tauba)
Deswegen ist der Maßstab für einen Gläubigen, den inneren Wunsch zum
Wohlgefallen Allahs zu haben, und auf diesem Weg auch Selbstaufopferung
zu zeigen. Die Gläubigen tragen "Die Erinnerung an die eigentliche Wohnstätte
(an das Jenseitige)" (Sure 38:46 - Sad). Ein Gläubiger berücksichtigt
keine anderen Vorteile als den Wohlgefallen Allahs. Er hofft auf Allahs
Wohlgefal-len, Seine Barmherzigkeit und Sein Paradies, weil "Wer Rechtes
tut, sei es Mann oder Frau, und gläubig ist, jene sollen ins Paradies
eingehen und nicht um eine Rille im Dattelkern Unrecht erleiden." (Sure
4:124 - an-Nisa)
Sehr offen und klar wird im Quran das Vorbild für einen Gläubigen beschrieben.
Er ist ein an Allah und "fest an das Jenseits" (Sure 31:4 - Luqman) Glaubender,
der auf dem Weg zu Allah eine "ernste Anstrengung" zeigt. Für ihn ist
das Paradies die Wohnung. Nur ein wenig an Allah zu glauben, und neben
dem Wohlgefallen Allahs seine eigenen banalen Vorteile zu suchen, dieser
Zustand ist im Quran wie folgt offenbart:
Und da gibt es manch einen Menschen, der Allah nur am
Rande verehrt. Und wenn ihm Gutes zuteil wird, ist er zufrieden. Wird
er jedoch von einer Prüfung heimgesucht, wendet er sein Gesicht ab und
verliert so das Diesseits und das Jenseits. Das ist ein beispielloser
Verlust. (Sure 22:11 - al-Hadsch)
Das einzige Ziel eines Gläubigen ist das Paradies. Aber dies heißt nicht,
dass er auf dieser Welt ein Leben voller Schwierigkeiten und Bedrängnisse
haben soll. Die Schwierigkeiten und Bedrängnisse auf die er trifft, sind
zur Prüfung und für seine Reifung.
Die Schwierigkeiten auf die der Gläubige trifft, sehen von außen schwierig
aus, aber durch vollständige Unterwerfung, werden alle Schwierigkeiten
von Allah aufgehoben. Zum Beispiel gab der Prophet Abraham eine muslimische
Erwiderung, als man ihn wegen seines Glaubens ins Feuer werfen wollte.
Er verlor nichts von seinem Glauben und Allahs Geboten und nahm in Kauf,
ins Feuer geworfen zu werden. Lebendig verbrannt zu werden, ist die größte
körperliche Folter, die jemandem passieren kann. Doch diese Prüfung durch
Allah wurde vom Propheten Abraham ergeben durchgestanden und so wurde
er mit der Hilfe Allahs unverletzt errettet:
Er fragte: "Verehrt ihr etwa außer Allah, was euch weder
etwas nützen noch schaden kann? Pfui über euch und über das, was ihr statt
Allah anbetet! Habt ihr denn keine Einsicht?" Sie riefen: "Verbrennt ihn
und verteidigt euere Götter, falls ihr etwas tun wollt." Wir sprachen
"O Feuer, sei kühl und unschädlich für Abraham!" Und sie suchten, ihm
zu schaden, doch Wir machten sie zu den Verlierern. (Sure 21:66-70 - al-Anbiya)
Solche, die für Allahs Wohlgefallen alles geben was Ihnen gehört, werden
ohne jeden Verlust an materiellen und inneren Werten gewinnen.
Diejenigen, zu denen die Leute sagten: "Passt auf! Die
Leute haben sich bereits gegen euch zusammengeschart: Nehmt euch vor ihnen
in Acht!" Diese wurden im Glauben nur stärker und sprachen: "Uns genügt
Allah, Er ist unser bester Garant!" Sie kehrten mit Allahs Gnade und Huld
zurück, ohne dass sie ein Übel getroffen hätte, und sie strebten nach
dem Wohlgefallen Allahs; und Allah ist voll großer Huld. Satan will euch
seine Anhänger fürchten lassen. Fürchtet aber nicht sie, sondern fürchtet
Mich, sofern ihr Gläubige seid. Und lass dich nicht von jenen betrüben,
die um die Wette dem Unglauben nacheilen. Siehe, sie können keineswegs
Allah etwas zuleide tun. Allah wird ihnen keinen Anteil am Jenseits geben,
und sie erwartet große Strafe. Siehe, wer den Glauben für den Unglauben
verkauft, kann Allah niemals etwas zuleide tun; und für sie ist schmerzliche
Strafe. (Sure 3:173-177 - Al-'Imran)
Am Ende gibt es für einen Gläubigen der Allahs Wohlgefallen sucht, keine
Schwierigkeiten, Bedrängnis oder Trauer. Es sind nur Ereignisse, die Allah
auf erschaffen hat, um die Ergebenheit, Geduld und Unterwerfung der Gläubigen
zu erproben. Von außen sieht dies alles sehr schwierig aus, aber es sind
Ereignisse, die durch die Barmherzigkeit Allahs stattfinden. Außerdem
wird im Quran mitgeteilt, dass Er Seinen Gläubigen keine Last gibt, die
sie nicht tragen könnten:
Allah belastet niemand über Vermögen... (Sure 2:286 -
al-Baqara)
Für einen Gläubigen der Ihm wie erforderlich dient, wünscht Allah keine
Strafe, auf der Welt oder im Jenseits. Im Gegenteil, in beiden Leben gehört
alles Schöne ihnen:
Auch zu denen, welche gottesfürchtig waren, wird gesprochen:
"Was hat euer Herr hinabgesandt?" Sie werden antworten: "Gutes!" Diejenigen,
die Gutes tun, erhalten Gutes im Diesseits. Aber die Wohnung des Jenseits
ist besser. Und wahrlich, herrlich ist die Wohnung der Gottesfürchtigen,
die Gärten Edens, in die sie eintreten. Sie werden von Bächen durcheilt.
Und sie erhalten dort, was sie nur wünschen. Also belohnt Allah die Gottesfürchtigen.
(Sure 16:30-31 - an-Nahl)
Wer bei der Erlangung von Allahs Wohlgefallen Schwäche zeigt und sich
Ihm nicht völlig unterwirft, wer seine Begierden in den Vordergrund stellt,
bekommt wegen dieses falschen Verhaltens Strafe, Schwierigkeiten und Bedrängnis
als Warnung von Allah. Wenn Gläubige einen Fehler machen, dann sehen sie
diese Lehre als eine Art "zärtliche Ohrfeige" von Allah, kehren sich zu
Ihm und verbessern ihr Benehmen. Die Verleugner aber, die in Schwierigkeiten
und Bedrängnisse geraten, sehen dies nicht als warnendes Beispiel, wodurch
sie in eine Situation geraten, in der sie endlose Bestrafung im Jenseits
verdienen.
Sein Selbst (an-nafs) kennen lernen
Eine der wichtigsten Erkenntnisse die der Quran uns über den Menschen
mitteilt ist, dass die menschliche Seele ein "Selbst (an-nafs)" hat. Es
gibt keine direkte Entsprechung im Deutschen, aber man kann die Bedeutung
des Wortes auf arabisch als "sein eigenes Ich, Seele, Begierde, Ursprung
und Ursache von Verlangen und Zorn, die antreibende Kraft im Menschen"
beschreiben, was auch mit "Ego" erklärt werden kann.
Im Quran wird mitgeteilt, dass der Mensch zwei verschiedene Seiten hat.
Die eine Seite befiehlt das Böse, die andere Seite, sich davor zu hüten.
Die Quranverse zu diesem Thema sind wie folgt:
Bei der Seele und was sie bildete. Und ihr ihre Schlechtigkeit
ebenso eingab wie ihre Gottesfurcht: Wohl ergeht es dem, der sie läutert,
und verloren geht der, der sie verdirbt. (Sure 91:7-10 - asch-Schams)
Wie man aus den Versen herauslesen kann, ist das Böse in jeder menschlichen
Seele vorhanden. Lediglich diejenigen, die sich von ihm reinigen, werden
die Befreiten sein.
Die Gläubigen ergeben ihre Seele nicht dem Bösen, sondern sie schützen
sich wie Allah es ihnen eingegeben hat. Der Prophet Joseph sagte: "Doch
ich will mich nicht selber reinwaschen. Seht, der Mensch ist zum Bösen
geneigt, es sei denn, dass mein Herr Sich seiner erbarmt. Mein Herr ist
fürwahr verzeihend und barmherzig." (Sure 12:53 - Yusuf). So sollten die
Gläubigen denken.
Da das Selbst (an-nafs) "mit seiner ganzen Macht" das Böse befiehlt,
sollte der Gläubige seiner Seele immer gewärtig sein. Das Ego bietet immer
wieder Alternativen zum Wohlgefallen Allahs und macht diese Alternativen
sehr attraktiv. Aber ein Gläubiger, lässt sich wegen seiner Gottesfurcht
vor Allah, nicht von dieser irrenden Abweichung überzeugen. Er wendet
sich zum Rechten um ein angemessenes Leben zu führen, zum Wohlgefallen
Allahs.
Sich vor Vielgötterei hüten
Vielgötterei bedeutet, außer Allah andere Götter anzunehmen. Obwohl sie
Vielgötterei betreiben, würden viele "wir kennen aber keinen anderen Gott
als Allah" behaupten. Sie verstehen nicht, was Vielgötterei ist. Außerdem
wird im Quran gesagt, dass ein Teil von denen, die Allah andere Gefährten
beigesellen, ihren Zustand nicht akzeptieren. Im Quran werden diese Personen
wie folgt beschrieben:
Und eines Tages versammeln Wir sie allesamt. Dann werden
Wir zu denen, die Allah Partner gaben, sprechen: "Wo sind euere Partner,
die ihr (als vorhanden) behauptet?" Dann werden sie keine andere Ausrede
haben als zu sagen: "Bei Allah, unserem Herrn, wir gaben Ihm keine Partner!"
(Sure 6:22, 23 - al-An'am)
Gefährten neben Allah zu haben ist eine große Sünde. Im Quran wird beschrieben,
dass andere Fehler und Sünden von Allah verziehen werden können, aber
niemals die Vielgötterei:
Siehe, Allah vergibt nicht, dass man Ihm Götter beigesellt,
doch verzeiht Er im übrigen, wem Er will. Wer Allah Götter beigesellt,
hat eine gewaltige Sünde ersonnen. (Sure 4:48 - an-Nisa)
Vielgötterei, fängt damit an, dass der Mensch die Eigenschaften Allahs
auch anderen Geschöpfen zumisst. Doch die Eigenschaften der Geschöpfe
(Kraft, Schönheit, Klugheit, usw.) "gehören" ihnen nicht; sie wurden ihnen
von Allah für eine bestimmte, vorübergehende Zeit gegeben. Anzunehmen,
dass diese Besonderheiten den Geschöpfen gehören, heißt soviel, wie diese
neben Allah, dem Schöpfer, als andere Götter anzusehen. Das wiederum heißt
dass diese Geschöpfe neben Allah als Gefährten angenommen werden, also
Vielgötterei.
Die Eigenschaft Allahs, Der Einzigartige zu sein, wird
im Quran wie folgt erläutert:
Sprich: "Er ist der Eine Gott, Allah, der Absolute. Er
zeugt nicht und ist nicht gezeugt, Und es gibt keinen, der Ihm gleicht."
(Sure 112:1-4 - al-Ikhlas)
Wie in den Versen oben angegeben, ist Allah nicht bedürftig, aber alles
bedarf seiner. Nichts ist Ihm ebenbürtig. Diese Wahrheit abzulehnen, und
zu denken, dass einige Geschöpfe nicht Allahs bedürfen, genau in diesem
Moment fängt die "Vielgötterei" an. Dann vergisst man, dass alles unter
der Kontrolle von Allah steht. Es entsteht ein unrealer Glaube: das Denken,
dass es Geschöpfe gibt, die Seiner nicht bedürftig sind, und die falsche
Idee zu haben dass sie sich unabhängig von Ihm bewegen können. Mit der
Annahme, dass es solche Geschöpfe gibt, fängt man an, außer von Allah
auch von ihnen Hilfe zu erbitten, ihr Wohlgefallen zu ersuchen und ihre
Regeln anzunehmen.
Doch die Gläubigen, die Allah keine Gefährten beigesellen, wissen, dass
die Macht in Seiner Hand ist und wenden sich nur zu Ihm. Die Wörter der
Gläubigen werden im Quran wie folgt überliefert:
Dir dienen wir und zu Dir rufen wir um Hilfe (Sure 1:5
- al-Fatiha)
Die, die Allah andere Götter beigesellen, wenden sich nur solchen, die
ihnen nicht Helfen können, weil die Götter die sie annehmen, genauso hilflos
wie sie selbst sind. In den Versen steht geschrieben:
Wollen sie Ihm etwa beigesellen, was nichts erschaffen
kann und selber erschaffen ist, Und was weder ihnen helfen kann noch sich
selber? Und wenn ihr sie zur Rechtleitung einladet, folgen sie euch nicht.
Es ist gleich, ob ihr sie einladet oder ob ihr schweigt. Siehe, jene,
denen sie neben Allah dienen, sind Diener wie sie selbst. Ruft sie doch
an und lasst sie euch antworten, wenn ihr wahrhaft seid! (Sure 7:191-194
- al-A'raf)
Deswegen ist Vielgötterei eine Verleumdung Allahs, ein Betrug und eine
große Unbedachtheit. In den Versen beschreibt unser Schöpfer, der Besitzer
des Universums, wie töricht die Götzendiener sind:
O ihr Menschen! Ein Gleichnis ist für euch geprägt worden;
so hört es: Siehe jene, die ihr neben Allah anruft, nie können sie jemals
eine Fliege erschaffen, selbst wenn sie sich zusammentun. Und wenn ihnen
die Fliege etwas raubte, könnten sie es ihr nicht wegnehmen. Schwach sind
der Bittende und der Gebetene. Sie schätzen Allah nicht in Seiner wahren
Bedeutung ein. Seht, Allah, ist wahrlich der Starke, der Mächtige. (Sure
22:73,74 - al-Hadsch)
Es gibt verschiedene Arten von Vielgötterei. Da außer Allah andere Geschöpfe
als Götter angenommen werden, fängt man an, deren Wohlgefallen zu suchen.
Man hofft auf Beistand und akzeptiert deren Entscheidungen. Somit unterjocht
der Mensch sich selbst unter Millionen von Traumgöttern. Genauso hilflos
wie er selbst, erhofft er von ihnen Beistand. Eine Person jedoch, die
Vielgötterei betreibt, ist im Unrecht und in einer großen Sackgasse. Diese
Wahrheit wird in einem Vers im Quran wie folgt gegeben:
…Siehe, Vielgötterei ist ein gewaltiger Frevel. (Sure
31:13 - Luqman)
Siehe, Allah fügt den Menschen kein Unrecht zu, vielmehr
fügen die Menschen sich selber Unrecht zu. (Sure 10:44 - Yunus).
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